Eine Oper für Düsseldorf

Städtebaulich-architektonische Studie für zwei Standorte an der Königsallee.
Bürgerbeitrag zur Standortentscheidung und Vorbereitung eines Architekturwettbewerbs

Düsseldorfer Oper - Zwei gute Standorte an der Kö
Zwei gute Standorte an der Kö.

Grundpfeiler eines demokratischen Gemeinwesens sind Unabhängigkeit von privaten Einzelinteressen und Freiheit in der Gestaltung seiner Kulturbauten. Lösungen für diese Aufgaben müssen Im freien Wettbewerb der Besten gefunden werden. Nur dies gewährleistet nachhaltiges Handeln für Generationen. Hätten unsere Altvorderen nicht nach dieser Maxime gehandelt, besäßen wir heute noch nicht mal den jetzigen Standort der Oper als Kapitalgrundstock für einen Neubau.
Diese Maxime erschien in der momentanen Diskussion zeitweilig gefährdet, was den Verfasser veranlasste seinen Bleistift zu spitzen, und sich ein paar vergnügliche Coronaklausenwochen zu machen. Hier das Ergebnis:

Königsallee und Hofgarten sind die großen Akkorde im gestalterischen Gefüge unsere Stadt, durchaus belebend begleitet vom munteren Gezwitscher der schnell wechselnden Moden auf der nahegelegenen großen Einkaufsmeile. Eine Oper muß als frei atmender Körper seinen Platz an der zentralen Schwerelinie Königsallee haben.

Düsseldorfer Oper - Lageplan Königsallee

Der allseits geliebte Standort unseres jetzigen Opernhauses mit seinen Verknüpfungen zur Altstadt und neu entstandenen Bezügen durch die Entwicklung des Kö-Bogens zum Hofgarten und zur Königsallee ist zum jetzigen Stand der Diskussion ins Hintertreffen geraten durch zu wenig präzise Studien mit Ergebnissen wie der sogenannten Stapeloper.
Es gilt also, den vorhandenen Platz mit seinen Beschränkungen ohne Eingriffe in den Hofgarten anzunehmen, und unbelastet von vielleicht noch zu hinterfragenden Wünschen und Programmen durch einen präzisen Entwurf das Machbare für den beliebten Ort herauszufinden.
Das Machbare ist auch immer mit der Frage nach dem rechten Maß verbunden, dies besonders vor dem Hintergrund, dass die Akzeptanz so gewaltiger Investitionen wie ein Opernneubau in unserer vielfältigen Stadtgesellschaft durchaus nicht als gesichert betrachtet werden darf.
Finanziell kein Pappenstiel sind in diesem Zusammenhang 65 Millionen Euro für eine Alternativspielstätte und es lohnt ein kleiner Spaziergang auf der Königsallee 900 Meter nach Süden. Hier findet der Architekt ein etwas in die Jahre gekommenes Blumenkarree mit einer reizenden bronzenen Boulespielerin, einst beliebtes Postkartenmotiv. Hier schließt sich nach Westen eine Wiese an mit diagonalem Trampelpfad in Richtung Schwanenspiegel, für den Kundigen untrügliches Zeichen für einen Ort ohne Aufenthaltsqualität, was sich durch mehrfache Besuche bestätigt. Der Ort heißt Graf-Adolf Platz und hat, wie sich herausstellt, die gleichen Maße wie das an der Heinrich-Heine-Allee mögliche maximale Baufeld. Dieser Ort könnte unserer Flaniermeile gestalterisch und funktional ein neues Spannungsfeld geben und sie würdig beschließen.

Düsseldorfer Oper - Standort Graf-Adolf-Platz
Lageplan M 1:1000 Standort Graf-Adolf-Platz

Die Verkehrsanbindung an den ÖPNV ist besser als am alten Standort, und Tiefgaragen für Opernbesucher gibt es auch hier mehr als genug. Das Blumenplätzchen, etwas aufgearbeitet, wird schöner Vorplatz für das große gläserne Foyer. So hätten wir die spannende Wahl zwischen zwei Standorten, beide an der Kö, der eine bekannt und beliebt, der andere mit anderen Reizen und Chancen sowie viel Sparpotential. Der Entwurf funktioniert mit kleinen Modifikationen auf beiden.

Düsseldorfer Oper - Standort Heinrich-Heine-Alee
Lageplan M 1:1000 Standort Heinrich-Heine-Allee

Längsschnitt
Es gilt, keinen Platz zu verschwenden, also werden die Spielstätten übereinander angeordnet. So können die Garderoben im Eingangsfoyer vom Großen Haus und der Studiobühne gemeinsam genutzt werden. Für gute Sichtverhältnisse steigt das Gestühl des Parketts um eine Etage, darüber drei Ränge, zur Vermeidung verdrehter Hälse ohne Seitenränge. Die Halle des Hauptfoyers erstreckt sich über vier Etagen, darüber eine restaurantbetriebene Terrasse mit Blick auf die Kö. Im 6. Obergeschoss ist eine Freilichtbühne, Szenenfläche und Orchestergraben überdacht. Auf gleicher Ebene und von dort auch für Publikum zugänglich der große Orchesterprobenraum und weitere Probenräume. Das große extensiv begrünte Dach, mit Fotovoltaik versehen, bildet einen ruhigen oberen Abschluss. Das Dach kann bei Bedarf um weitere 2,50 m angehoben werden. Der Bühnenturm hat dann eine Höhe von 27,00 m und der Orchesterprobenraum ist 10,50 m hoch.

Düsseldorfer Oper - Längsschnitt
Längsschnitt M 1:500

Untergeschoss
Hier ist die Studiobühne mit Orchestergraben und großzügigem Pausenfoyer, auch geeignet für Ausstellungen. Sichtverbindung zum Erdgeschoss mit Tageslicht gibt es über die zwei erschließenden offenen Treppen seitlich des Zuschauerraumes und seitliche Lufträume. Backstage sind die Untermaschinerie der Bühne Großes Haus, Lagerräume und eine kleine Tiefgarage für vor Ort unbedingt notwendige PKW und heute übliche Kleinfahrzeuge.

Düsseldorfer Oper - Untergeschoss
Untergeschoss M 1:500

Erdgeschoss
Im Eingangsbereich ist die Garderobenanlage für das Große Haus und die Studiobühne. In die Obergeschosse führen vier geschlossene Treppenhäuser sowie zwei seitlich des Zuschauerraums angeordnete offene großzügige Treppenanlagen, von denen auch der Rang der Studiobühne erschlossen wird. Zwei große gläserne Aufzüge für jeweils ca. 30 Personen mit Blick bei der Fahrt auf die Kö erschließen alle Etagen des Zuschauerbereiches bis hinauf zur Restauration und der Freilichtbühne auf der Dachterrasse. Die Aufzüge und die beiden Haupttreppenhäuser sind auch separat von außen zugänglich und ermöglichen eine vom Foyer unabhängige Erschließung dieser Bereiche. Backstage ist der große Chorprobenraum auch direkt vom Publikumsbereich sowie von außen für separate Veranstaltungen zugänglich. Die Garderoben der Choristen liegen auf gleicher Ebene, selbstverständlich wie alle Arbeitsräume im Hause, tagesbelichtet und natürlich belüftbar.
Der Opernshop und der Bühneneingang mit angeschlossener Mitarbeiterkantine sind an der Breite Straße, bzw. Heinrich-Heine-Allee. Anlieferung und Tiefgaragenzufahrt erfolgen über die Nordseite des Graf-Adolf-Platzes- Verlängerung Bahnstraße, bzw. am Standort Heinrich-Heine-Allee über die Ludwig-Zimmermann-Straße. Der große Lastenaufzug, Kapazität Container 20 Fuß High Cube, ist gleichzeitig Personenaufzug und erlaubt den schnellen Transport eines Ensembles auch mit Instrumenten auf alle Etagen. Die weitere vertikale Erschließung erfolgt über vier Treppenhäuser mit jeweils zugeordneten Aufzügen in der Größe eines Bettenaufzugs im Krankenhaus.

Düsseldorfer Oper - Ergeschoss
Erdgeschoss M 1:500

Zwischengeschoss
Hier ist der Orchestergraben mit den direkt zugeordneten Garderoben der Musikerinnen und Musiker, Kapellmeisterin und Chordirigentin, die Instrumentenkammer sowie Räume für technisches Personal. Über den Orchestergraben gibt es einen Zugang zu einer Galerie des zweigeschossigen Chorprobenraums.

Düsseldorfer Oper - Zwischengeschoss
Zwischengeschoss M 1:500

1 Obergeschoss
Hier befindet sich das Hauptfoyer mit der nach Osten ausgerichteten verglasten viergeschossigen großen Halle. Die Halle ist an beiden Standorten angenehm beschattet von vorhandenen großen Bäumen. Die Publikumserschließung des ansteigenden Parketts geschieht über zwei frei sich im Raum entwickelnde sanft steigende Treppenanlagen. In dieser Etage ist auch der große Pausentresen.

Maße der Hauptbühnenanlage
Bühne21,50 x 27,00 m
2 Seitenbühnen je21,50 x 15,00 m
Hinterbühne21,50 x 16,00 m
Montagebühne16,00 x 10,75 m
alternativ möglich16,00 x 16,00 m
Drehzylinderbühne mit Versenkungen18m Durchmesser


Mit kurzen Auftrittswegen sind angeschlossen die Garderoben der Solisten und des Balletts.

Düsseldorfer Oper - 1. Obergeschoss
1. Obergeschoss M 1:500

2 Obergeschoss
Die Spreizung des Großen Saals ist für gute Sichtverhältnisse in die Bühnentiefe von allen Plätzen eng gehalten. In den hinteren Ecken des Parketts und allen Rängen sind jeweils vier Plätze für rollstuhlabhängige Besucher vorgesehen. Die zwei Treppenanlagen begleiten das ansteigende Parkett und führen zum Foyer Oberes Parkett. Hier ist die Speisezone der Vorstellungsbesucher und ein Vortragsbereich zur Werkeinführung nebst weiterer Tresen. Backstage sind hier Garderoben für das weitere Ensemble, sowie frei teilbare Zonen für Bühnenbild und Theatertechnik.

Düsseldorfer Oper - 2. Obergeschoss
2. Obergeschoss M 1:500

3 Obergeschoss
Erster Rang mit seinem zum großen Foyer offenen Luftraum sowie zwei kleine über zwei Geschosse reichende Veranstaltungsräume, welche auch als Probenräume dienen können. Backstage sind frei teilbare Bereiche für die Verwaltung.

Düsseldorfer Oper - 3. Obergeschoss
3. Obergeschoss M 1:500

4 Obergeschoss
Zweiter Rang mit seinem zum großen Foyer offenen Luftraum sowie Galerien der beiden Veranstaltungsräume. Backstage zwei zweigeschossige große Probenräume, ein Kostüm- und Requisitenlager sowie frei teilbare Bereiche für Werkstätten und Ateliers.

Düsseldorfer Oper - 4. Obergeschoss
4. Obergeschoss M 1:500

5 Obergeschoss
3. Rang mit großzügigem Foyer mit angeschlossenen Gesellschafts- bzw. Probenräumen sowie ein Restaurant mit direkter Verbindung zum Backstagebereich und einer kleinen Raucherterrasse mit Kö- Blick. Über dem großen Foyer ist eine große bewirtschaftete Terrasse ebenfalls mit Kö- Blick. Dieser gesamte Bereich kann vom Opernbetrieb unabhängig betrieben werden. Backstage ein weiteres Kostüm- und Requisitenlager sowie frei teilbare Bereiche für Werkstätten und Ateliers.

Düsseldorfer Oper - 5. Obergeschoss
5. Obergeschoss M 1:500

6 Obergeschoss
Hier ist die Freilichtbühne, eine kleine Skybar mit Galerie und herrlichem Blick auf die Kö sowie einer Boulebahn für die Probenpause, denn hier ist der Hauptarbeitsbereich der Künstler mit dem großen Orchesterprobenraum in der Größe der Szenenfläche der Bühne sowie weiteren kleineren Probenräumen. Der Arbeitsbereich ist außen umrahmt von einer umlaufenden Terrasse mit Türen zu allen Probenräumen und einer Weinpergola. Dies ist mit entsprechenden Substrat- gefäßen mit wenig Aufwand möglich und erprobt. Der Bereich liegt auf +22,00 m, somit unter der Grenze für baurechtliche Hochhausregeln.
Die Freilichtbühne wäre für unsere Stadt ein einmaliges Angebot. Wenn es allerdings für die Probenorganisation unabdingbar ist, böte ein Verzicht weitere 1.680 m² für Probenräume.

Das äußere Kleid des hoffentlich wohlorganisierten Zauberkastens Oper bewegt uns anlässlich dieser Untersuchung nicht. Es wird nach den neuesten Erkenntnissen unserer Ingenieurkünste gestaltet, nobel, modern, nicht modisch, nachhaltig und langlebig.

Düsseldorfer Oper - 6. Obergeschoss
6. Obergeschoss M 1:500
Blick ins Hauptfoyer
Aufgang vom Hauptfoyer zum oberen Parkett mit Erschließung des ansteigenden Gestühls

Thespiskarren
So lasst uns dann des alten Thespis Karren weiterziehen, Tilly macht uns bunte Räder dran und auf geht’s an einem schönen Rosenmontagmorgen 900 Meter nach Süden auf der dann sicher autofreien Seite unserer geliebten Flaniermeile, Und dann Vorhang auf …
Die Erbpacht des alten Platzes gibt uns Mittel für manche zauberhafte Inszenierung und all die guten Künstler freuen sich lange Jahrzehnte über ihre sicheren Honorare aus dem stets gut gefüllten Säckel unserer Stadt.

Düsseldorfer Oper - Flächen und Zahlen
VerfasserHans-Wilhelm Knaack
Dipl. Ing. Architekt
Heinrich-Könn-Straße 173
40625 Düsseldorf
Tel. 0211 28 66 77
Mobil 0179 5998340
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